Auch diese Nacht war wieder etwas unruhig. Ein neuer Mückenstich hält mich halb wach, die andere Hälfte übernimmt das Plastikbett, in dem mir abwechselnd zu warm oder zu kalt ist. Um 4:00 Uhr stehen die ersten auf und packen ihre Sachen zusammen, während ich mich noch mal umdrehe. Als Steffi und ich um 6:00 Uhr aufwachen sind alle schon weg. Streber-Pilger!
Um kurz nach 6:30 Uhr machen wir uns heute auf den Weg. Es ist sehr nebelig, aber die Sonne kommt schon durch. Das Licht ist einfach traumhaft!
Wir gehen einen steinigen Weg entlang und kommen kaum vorwärts, weil ich alle 3 Sekunden anhalte, um Fotos zu machen. Dann kommen wir zu einem Eukalyptuswald, der uns Schatten spendet und soooo lecker riecht. Der Boden des Waldes ist mit Nebel bedeckt und die Sonne scheint durch die Bäume.
Der Weg heute gefällt uns deutlich besser, als gestern. Wir laufen an der Straße entlang durch ein kleines Örtchen und treffen auf einige Portugiesen. Manche gehen Richtung Kirche und eine Gruppe Frauen geht zum Sport. Alle grüßen sehr freundlich.
Auf den Feldern hier wächst der Kohl auch wieder gen Himmel, so wie ich es aus Spanien kenne.
Im Ort kommen wir an einem Café vorbei, wo schon einige Pilger sitzen. Wir nehmen uns einen Tisch und zwei Stühle und setzen uns ebenfalls auf die Terrasse. Wir trinken einen Kaffee, essen ein paar Kekse und ich trinke mir eine eiskalte Cola. Die tut gerade richtig gut. Danach gehen wir weiter. Nach der Pause sind die ersten Minuten, wie immer, etwas unrund, danach geht es aber einfacher weiter, als das gestern nach den Pausen der Fall war.
Wieder geht es durch ein Eukalyptuswald, und ich inhaliere wieder den betörenden Duft.
Auf Kopfsteinpflaster geht es immer weiter in Richtung Stadt. Als wir die Autobahn unterqueren, sieht Steffi einen Schriftzug. „Se Feliz“ steht dort geschrieben. Wir mutmaßen, dass es so etwas wie „Be Happy“, also „Sei glücklich/fröhlich“ heißt und stimmen sofort im Duett „Don’t worry, be happy“ an.
Wir gehen immer wieder an Häusern vorbei, die teilweise recht prächtig aussehen. Dann geht es weiter durch den Vorort Barcelinhos. Dort überholen wir die Österreicher, die schon deutlich vor uns aufgebrochen sind. Um halb 12 sind wir die ersten in der Albergue und können uns unsere Betten frei aussuchen. Wir gehen zuerst duschen und waschen unsere Wäsche. Danach gibt es die restlichen Nudeln von gestern und ich bearbeite die heutigen Bilder. Und das sind heute ganz schön viele…
Je länger ich sitze, desto mehr tun mir die Füße weh. Ich nehme jetzt schon eine IBU, damit ich nicht zu große Schmerzen habe und mich annähernd normal bewegen kann.
Am Nachmittag, nach einer Siesta, machen wir uns auf in Richtung Stadt. Barcelos ist ein schöner Ort, den wir uns etwas angucken. Es ist eine Art Stadtfest im Gange und die Portugiesen tanzen zu Musik auf dem Platz vor der Kirche. Wir setzen uns in ein Café und genießen in Ruhe einen Kaffee.
Da heute Sonntag ist, haben nicht alle Geschäfte geöffnet. Wir finden aber einen Supermarkt und kaufen dort Kartoffeln. Denn am Wegesrand habe ich etwas Rosmarin mitgenommen, den wir mit Kartoffeln essen möchten.
Im Supermarkt kaufen wir zwei verschiedene Sorten Kartoffeln und eine Tüte gemischten Salat. In der Albergue gibt es noch Öl, aber keinen Essig. Also kaufen wir noch welchen für das Dressing. Der Liter Weißweinessig kostet 59 Cent und wir spenden den Rest der Flasche. Uns lacht außerdem noch eine Wassermelone an, die wir als Nachtisch mitnehmen.
Den Abend verbringen wir mit den restlichen Pilgern bei Wein und tollen Gesprächen. Ich bin wieder voll im Camino-Fieber und freue mich, dass auch der Camino Português dieses Camino-Feeling erzeugt. Gegen 9 verziehe ich mich dann in’s Bett, um den Beitrag für heute fertigzustellen. Auch die anderen machen sich langsam bettfertig. Um Punkt 10 Uhr ist dann wieder Ruhe und alle schlafen langsam ein.
Bis morgen!
Alles Liebe
Das liest sich wunderbar ? und diese schönen Bilder ?.
Autor
Es war eine sehr schöne Etappe, ja! 🙂