Ausschlafen? Fehlanzeige. Die Radpilger, die gestern Abend noch gekommen sind, machen einen unfassbaren Lärm, der uns trotz Ohrstöpsel aufweckt. Morgens um 6 Uhr in einem Schlafsaal mit knapp 20 Personen ist auch der ideale Ort, um eine Unterhaltung zu beginnen… Wir stehen also auch auf und machen uns in Ruhe fertig.
Meine Fußschmerzen sind schlimmer geworden und ich frage mich, ob mir eine Ader im rechten „Zeigezeh“ geplatzt ist oder, ob er womöglich eine Ermüdungsbruch erlitten hat. Keine Ahnung. Ich tape ihn vorsichtshalber mit seinem Nachbarn zusammen, was mich erstaunlich gut laufen lässt. Trotzdem bin ich heute sehr langsam und humpelnd unterwegs, was aber nicht dazu führt, dass wir später in der Herberge sind. Die Reservierung hätten wir uns wahrscheinlich sparen können, aber so sind wir wenigstens heute ganz in Ruhe unterwegs gewesen.
Der Weg führt uns zu Beginn auf und ab durch den Wald. Die Schotterpiste ist auch recht fahrradfreundlich, weshalb wir unzählige Fahrradpilger sehen. Einer überfährt Steffi fast, denn er rechnet scheinbar nicht damit, dass auf einem Pilgerweg auch Fußpilger unterwegs sind.
Heute sehen wir auch überdurchschnittlich viele Vögel, die sich an Grashalmen, Mauern und dünnen Ästchen festhalten. So langsam sollten wir in Padrón angekommen sein. Aber der Weg wird schon wieder ländlicher und ein Blick auf die Karte verrät uns: Wir sind daran vorbeigelaufen… Na gut. Schade eigentlich.
Als wir an einer Frutería vorbeikommen, kaufen wir frisches Obst und machen dann eine Pause im Café daneben.
Ein paar Kilometer weiter schießt mir plötzlich ein stechender Schmerz in die Zehen des linken Fußes. Also machen wir nochmal eine Pause am Wegesrand auf einer Wiese. Wir sehen sehr wenig Pilger, die einfach in der Natur Pause machen. Wie wir: ein Stein, eine Parkbank oder (bei uns sehr beliebt) Bushäuschen machen doch ein herrliches Pausenplätzchen!?
Die restlichen Kilometer schleiche ich vor mich hin. Als wir in der Herberge ankommen sind wir Ankömmling Nummer drei und vier. Wir springen schnell unter die Dusche und dann verziehe ich mich mit einem eBook in’s Bett, wo ich dann über dem Buch einschlafe. Als eine horde Italiener heiß über Pasta diskutiert (das denke ich mir nicht aus!), wache ich unsanft aus dem Schlaf auf. Steffi und ich haben Hunger und wollen in das tolle Café, das wir auf dem Weg gesehen haben, aber leider schließt es gerade. Also laufen wir 300 Meter weiter zur Tankstelle mit einem Dia Express. Dort finden wir weiße Riesenbohnen, Paprika, Tomaten, Oliven und rote Bete im Glas und nehmen alles mit, um uns daraus einen Salat zu machen.
Zurück in der Herberge setzen wir uns in den Garten und genießen unser frühes Abendessen. Danach hole ich mir ein Bier, was ich während des bloggens trinke. Noch früher als sonst verziehe ich mich dann in meinem Bett und lese noch etwas. Morgen sind wir schon in Santiago. Steffi ist ganz gespannt, wie es dort ist und ich bin gespannt, wie ich es zum zweiten Mal erlebe.
Bis Morgen vom Ziel!
Alles Liebe
Schön, dass ihr es fast geschafft habt??!
Ich wünsche dir ein ebenso schönes Erlebnis morgen wie beim letzten Mal, dann waren alle deine Schmerzen nicht umsonst ?
Autor
Dankeschön. Ich hoffe auch, dass es wieder ganz besonders wird! Ich bin mal gespannt!
Liebe Grüße
Rina