Die Via Baltica – Von Fuhlsbüttel nach Blankenese

Die Via Baltica – Von Fuhlsbüttel nach Blankenese

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Die Luft heute Morgen ist herrlich. Es ist auf 10° abgekühlt und es sollen heute nur 23° werden. So läuft es sich doch gleich viel angenehmer!

Gegen 8:00 Uhr laufe ich von der Sankt Marienkirche in Fuhlsbüttel in Richtung Innenstadt und zwar wieder an der Alster entlang. Auf dem Weg sehe ich nicht eine Muschel, die den Weg weist. Am Ende des Tages werden es insgesamt nur drei Wegzeichen gewesen sein. Gut, dass ich mein Navi habe.

Schon zu Beginn des Tages will die Zeit nicht vergehen. Ich schaue das erste Mal auf mein Navi als ich gerade mal 2,3 km gelaufen bin. Das kann ja was werden! Die Natur ist sehr schön, aber auch sehr eintönig. Damit mir die Zeit schneller vergeht, schalte ich wieder mein Hörbuch an.

Nach knapp 8 km mache ich meine erste Pause und habe einen wunderbaren Blick. Ich schaue den Enten beim tauchen zu und eine Ente quakt permanent. Sogar unter Wasser, was sich dann wie ein gurgeln anhört. Ich muss laut lachen.

Danach geht es weiter in Richtung Innenstadt. Dort ist es echt blöd mit dem Stock zu laufen. Deshalb binde ich ihn an meinen Rucksack und trotte durch die Straßen. Mir kommt es plötzlich so laut vor im Gegensatz zu der Stille in der Natur, die ich in den letzten Tagen erlebt habe.

An der Sankt Jakobi Kirche hole ich mir meinen Stempel. Und nutze die Gelegenheit außerdem, um mir die Kirche ein wenig anzuschauen.

Mein nächstes Ziel heißt Loving Hut. Dort möchte ich gerne Mittagessen. Da ich aber dringend zur Toilette muss und um die Ecke plötzlich ein Starbucks auftaucht, entscheide ich mich spontan hinein zu gehen, etwas zu trinken und das WLAN zu nutzen, um mich zum Loving Hut navigieren zu lassen. Durch die Bloggerei der letzten Tage und das Hochladen der vielen Fotos ist nämlich mein mobiles high-speed Datenvolumen nahezu erschöpft.

Das Essen im Loving Hut ist super lecker und genau das, was ich gerade brauche. Ich bestelle noch ein zweites Gericht um es für das Abendessen mitzunehmen. Die Spaghetti kann ich auch noch morgen Mittag essen. Mir fällt auf, dass unheimlich viele Männer in dem Lokal sind. Insgesamt sind 15 Personen anwesend eine Frau (ich) und 14 Männer. Ein seltenes, veganes Bild.

Für den Nachtisch entscheide ich mich ein paar Kilometer weiter zu gehen, nämlich ins Liberty am Fischmarkt. Dort gönne ich mir zwei Kugeln Eis, einmal Schokolade und einmal Salted Peanut und zwar in der Waffel.

Wieder bemerke ich die Lautstärke in der großen Stadt. Ich stecke mir meine Ohrstöpsel in die Ohren und höre mein Hörbuch weiter. Der Weg führt mich entlang der Elbe. Plötzlich taucht ein Hund neben mir auf, der mich für ein paar hundert Meter begleitet. Dann kommt sein Herrchen, ein quirliger Typ in meinem Alter dazu und sagt: „Du bist auf dem falschen Weg! Du bist zu nördlich, aber nach Westen ist schon mal richtig.“ Ich sage ihm, ‚ich sei auf dem Weg nach Blankenese zu meiner Übernachtungsmöglichkeit‘. Dann fragt er mich, ‚ob ich denn dort angekommen sei?‘ und deutet auf meine Muschel. „Den Camino Frances bin ich letzten Herbst gegangen“ sage ich. „und davon kommst du jetzt zurück?“ fragt er. „Nein!“, sage ich. „Ah,  dann machst du jetzt einfach so Urlaub?“ „Ganz genau“, bestätige ich seine Vermutung. Er wünscht mir alles Gute und Ihm noch einen schönen Tag. Dann trennen sich unsere Wege wieder. Ich denke noch lange darüber nach, was er gesagt hat. Bin ich wirklich auf dem falschen Weg? Aber ich laufe doch genau nach Navi! Oder ist der Weg etwa falsch? Das würde zumindest erklären, warum ich keine Wegweiser sehe.

Als ich die Konversation noch einmal im Einzelnen durchgehe, fällt mir auf, dass er meinte ich wäre zu nördlich unterwegs. Vermutlich kennt er die Via Baltica gar nicht und dachte ich wolle zum Camino Frances. Das muss es sein. Denn auch mein Reiseführer beschreibt genau den Weg, den ich gegangen bin.

Irgendwann fällt mir ein, dass ich noch das Zimmer für die nächste Nacht buchen muss und, dass ich Zahnpasta brauche. Heute Morgen habe ich den letzten eingetrockneten Rest mitsamt der Tube einfach weggeschmissen. Also mache ich meine Zimmerreservierung für die nächste Nacht klar, was mal wieder reibungslos funktioniert und halte Ausschau auf der Karte nach einem Drogeriemarkt. Zu diesen lasse ich mich navigieren. Der Weg kommt mir unglaublich lang vor. Ich habe den Maßstab der Karte wohl unterschätzt. Der kleine Umweg entpuppt sich als Umweg von extra 5 km, die ich zu laufen habe. So komme ich auf mein Tagespensum von 31,6 km statt geplanten 26 km.

Die letzten Kilometer sind die Hölle. Nicht nur weil ich an der Straße entlang laufe, sondern auch weil meine Füße derart Schmerzen, dass ich das Gefühl habe, ich kann bald keinen Zentimeter mehr weitergehen. Die Flasche Limonade die ich mir gekauft habe, um sie heute Abend trinken zu können, erhöht das Gewicht im Rucksack noch zusätzlich. Ich sage mir: „Reiß dich zusammen!“ Und schaffe es irgendwie nach 1 Stunde und 10 Minuten in die Zielstraße. Ich bin erleichtert. Aber durch die großen Villen in der Straße sind es noch 550 Meter bis zur Hausnummer 19. 550 Meter können lang sein, sehr lang!

Wenn du schon völlig am Ende bist, kommt sowas auch noch!

Ich klingele an der Tür, die bereits sperrangelweit offen steht und warte geduldig. Der Hausbesitzer, Wolfgang, kommt zur Tür und begrüßt mich freundlich. Er ist Ende 70 bis Mitte 80 und macht einen sehr netten Eindruck. Er bittet mich hinein und gleichzeitig meine Schuhe auszuziehen, denn er habe weiße Teppiche verlegt. Ich befürchte kurz, dass ihn der Gestank meiner vollkommen durchnässten Socken umhaut, aber ich rieche gar nichts. Gute Bambussocken!

Wir gehen die Treppe hinauf in den ersten Stock und er zeigt mir mein Zimmer, die Toilette und das Bad. Er empfiehlt mir ein paar Restaurants in Blankenese, in denen ich essen kann. Ich lüge und sage, ‚ich hätte schon gegessen und würde heute nicht mehr rausgehen‘. Ich traue mich nicht ihm zu sagen, dass ich Red Thai-Curry und Rotwein dabei habe. Die armen, weißen Teppiche! Während des Essens und Trinkens bin ich super vorsichtig, damit nichts passiert.

Nach der Dusche, obwohl diese sehr erholsam war, tut mir immer noch alles weh. Vorsichtig schaue ich nach der morgigen Etappe und stelle mit Entsetzen fest, dass auch morgen 29,6 km anstehen. Früh aufstehen und viele Pausen machen lautet mein Plan. Ich habe keine andere Wahl, denn mein Zimmer ist reserviert. In dem Zuge rechne ich einmal nach: Mit den verbleibenden Etappen werde ich die Via Baltica von Lübeck über Hamburg nach Bremen in neun Tagen laufen und werde am 26.6. in Bremen ankommen. Ursprünglich hatte ich 10 – 12 Tage eingeplant. Vielleicht bleibe ich dann noch ein Tag länger in Bremen, bevor ich nach Hause fahre. Mal schauen!

Den Rest des Abends massiere ich meine Füße, meine Waden und versuche ein bisschen Yoga zu machen, um mich zu dehnen. Ich trinke Rotwein, esse Nüsse und blogge. Der Rotwein betäubt den Schmerz ein wenig.

Alles Liebe

Rina

2 Kommentare

  1. 21. Juli 2017 / 7:06

    Liebe Rina,
    dein Blogg ist super! Ich bin kein Vegan, aber deine Rezepte sind so interessant, dass sie für alle Leute passen werden. Alles sieht sehr lecker aus! Danke!
    #LG! Marina

    • Rina
      Autor
      21. Juli 2017 / 9:25

      Liebe Marina,
      vielen Dank für deine lieben Worte. Es freut mich, dass dir meine Rezepte gefallen!
      Ich wünsche dir viel Spaß beim nachmachen.
      Liebe Grüße
      Rina

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