Als ich um 7:00 Uhr aufwache, ist es noch stockfinster, denn jemand hat die Fensterläden geschlossen. Das macht es umso schwieriger meine Sachen zu packen. Mit meiner Stirnlampe, bei der ich das rote Licht angeschaltet habe, um keinen zu stören, leuchte ich auf mein Bett und mein Päckchen an Sachen, um alles zu finden. Meine Brille ist gestern Abend noch hinter’s Bett gefallen und ich komme nicht dahinter. Das Bett zur verrücken, verursacht einen elenden, quietschenden Lärm, sodass ich versuche, von unten daran zu kommen. Es gelingt mir glücklicherweise. Ich ziehe noch schnell das Bett ab und nehme die Laken, das Handtuch und mein sämtliches Hab und Gut mit nach unten, um mich dort fertig zu machen.
Für 8:30 Uhr haben Vreni und ich uns verabredet. Wir trinken noch einen Kaffee, bevor wir losziehen. Im Café treffen wir auf Mutter und Tochter aus Österreich, mit denen wir uns unterhalten.
Die Etappe hat wieder einige Höhenmeter, die wir zu bewältigen haben. Es ist schwül-warm und mir fällt es heute deutlich schwerer, mich den Berg hinauf zu schleppen. Der Weg bergauf ist zudem sehr steinig. Der Wetterbericht hat Regen in Valldemossa vorhergesagt, hoffentlich irrt er sich. Denn es wäre schon sehr schade, ein Unterkunft mit Pool zu haben und diesen dann nicht nutzen zu können.
Meine Blase, die ich mir gestern an meiner linken Ferse gelaufen habe, schmerzt und ich versuche mit den Stöcken das Gewicht etwas davon fernzuhalten. Am rechten inneren Knöchel hat mich vor zwei Tagen etwas gestochen. Die Stelle ist heiß, hart und geschwollen. Auch hier reibt der Schuh und ich könnte mir angenehmere Gefühle vorstellen. Vielleicht sind es auch diese beiden Dinge, die mich heute stellenweise wenig Lust haben lassen.
Immer wieder geht es bergauf und bergab und das immer sehr steil. Zwischendurch geht es durch einen waldigen Abschnitt aber auch das auf Steinen bergab und danach wieder bergauf. Irgendwie mag ich heute nicht mehr laufen.
Es sind noch gut 3 km und etwa 100 Höhenmeter bis nach Valldemossa. Das schaffe ich heute auch noch! Ich denke an den Pool in der Unterkunft und der Gedanke heitert mich auf.
Als wir oben auf dem Berg ankomme, steigt meine Laune wieder. Hier ist es kühler und auch nicht mehr so anstrengend zu gehen. Es dauert aber noch eine ganze Weile, bis wir in Valldemossa ankommen. Dort lassen wir uns erstmal eine Orangenlimonade im Ort schmecken, bevor wir die Unterkunft aufsuchen. Sie liegt direkt vor dem Ortseingangsschild und hat einen traumhaften Blick auf die Altstadt. Vom Garten aus kommen wir auch direkt in die Altstadt und brauchen nicht wieder die Hauptstraße zurück, auf der wir hergekommen sind.
Alessandro zeigt uns die schöne Unterkunft und ich nehme erstmal eine heiße Dusche. Die Dusche nach dem Wandern ist die beste Dusche überhaupt. So wohltuend! Danach schmeißen wir unsere Klamotten zusammen und nutzen die Waschmaschine. Hier gibt es auch eine Outdoorküche, die wir nutzen können. Also wird es heute Abend definitiv etwas leckeres zu essen geben, ob ich nun endlich Hummus im Supermarkt finde oder nicht.
Ich setze mich auf die Couch im Garten und verarbeite die Tagesausbeute an Fotos und Text. Es ist verdammt kalt. Mir zumindest. Ich finde im Waschraum eine Decke, in die ich mich einhülle. Der Ausblick ist hier einfach zu schön, um im Zimmer zu sitzen.
Am späten Nachmittag kommt Vreni zu mir in den Garten und fragt, ob sie mir was aus der Stadt mitbringen könne, sie ginge sich Zigaretten holen. Da uns beiden kalt ist, beschließen wir, dass ein Gläschen Rotwein nicht schaden könnte. Obwohl es aber kühl und wolkig ist, ist unsere Kleidung schon fast trocken. Ein Hoch auf die Schleuderfunktion von Waschmaschinen! Bis auf eine Shorts, einen Pulli und eine Bluse, habe ich alles gewaschen. Jetzt riecht alles wieder frisch. Wie herrlich! Ich esse ein paar Kekse, um meinen Hunger zu stillen. Irgendwann wird es mir dann einfach zu kalt und ich verkrieche mich unter die Bettdecke.
Vreni kommt mit dem Wein zurück und holt mich aus dem Zimmer zurück in den Garten. Dort sitzen wir bis abends und unterhalten uns, bis uns der Hunger in die Stadt treibt. Es ist hier gar nicht so einfach, etwas für mich zu essen zu finden. In dem einzigen Supermarkt gibt es mal wieder nur Baked Beans, von denen ich mir eine Dose als Mittagessen für morgen mitnehme.
In einem türkischen Restaurant werden wir dann fündig. Dort gibt es für mich dann Hummus, gegrilltes Gemüse, Brot und Knoblauch-Champignons, die ich genüsslich verschlinge. Die Portionen sind für 6 EUR pro Stück zwar recht klein, aber ich werde satt. Ich hätte mir die vegane Verpflegung tatsächlich nicht so schwierig vorgestellt. Ich habe noch nirgends Hummus in Supermarkt gefunden oder Avocado für mein trockenes Brot. Ich hoffe, in Sóller wird es wieder etwas besser.
Müde falle ich bald in’s Bett, als wir wieder am Apartment sind und heute schlafe ich mal früher und hoffentlich auch erholsamer, damit mir die morgige Etappe wieder leichter fällt.
Bis morgen!
Alles Liebe