Heute kommt mir mein Rucksack nicht nur deutlich schwerer vor, er ist es auch. Schließlich habe ich gestern im Supermarkt ordentlich zugeschlagen. Gegen 9 Uhr gehen wir los, nachdem es im Refugi Can Boi ein Frühstück aus drei Scheiben Brot mit Tomate und Marmelade gab. Wir gehen bergauf durch Deià und dann anstatt die Straße in Serpentinen herab, gehen wir gerade auf einem steinigen Pfad herab. Wir klettern über einen Zaun und dann geht’s aufwärts und zwar richtig. Der Weg ist so steil, dass es mir schwer fällt, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Glücklicherweise wird der Weg durch einen Steinweg mit Treppenstufen abgelöst, der sich einfach erklimmen lässt.
Nach gut 1 1/2 Stunden setzen Vreni und ich uns auf eine Mauer und machen eine Frühstückspause, bei der wir einen Teil dessen, was wir gestern gekauft haben, essen. Ich beschließe heute erst nach Port de Sòller zu gehen und dann in’s Refugi Muleta, das direkt am Leuchtturm liegt. Zum einen käme ich wahrscheinlich gegen Mittag am Refugi an und zum anderen habe ich morgen keine Zeit mir Port de Sóller anzuschauen, bei der ätzenden Etappe, die mir morgen bevorsteht.
Die morgige Etappe hängt mir schon seit ein paar Tagen in meinem Kopf und eigentlich schon seit Februar, als ich diese Tour geplant habe. Ich tue mich unheimlich schwer damit, bergauf zu gehen. Morgen geht es 5 km am Stück steil bergauf. Meine geistige Einstellung zu dieser Etappe ist dermaßen schlecht, dass ich jetzt schon weiß, dass es die Hölle für mich wird.
Noch während wir auf der Mauer sitzen, beschließe ich, dass ich die Etappe motorisiert abkürzen werde. Ich werde bis Sòller laufen und dann ein Stück mit dem Bus oder Taxi fahren und dann nochmal den Rest laufen. Ich muss hier keinem etwas beweisen, vor allem mir selbst nicht. Ich habe hier schließlich Urlaub und will mich nicht quälen. Kaum habe ich diese Entscheidung getroffen, geht es mir mit Blick auf morgen deutlich besser.
Der heutige Weg geht am Berg entlang in Richtung Port de Sóller. Wir kommen an vielen alten Olivenbäumen vorbei und müssen zum Schluss einen steilen, steinigen Weg hinab, um zum Hafen zu kommen. Diese Strecke scheint recht beliebt zu sein, denn die Steine sind schon ganz blank gewetzt und dadurch leicht rutschig.
Ein Stückchen müssen wir noch an der Straße entlang, um nach Port de Sóller zu kommen. Dort gibt es viele große Hotels und einen lang gezogenen Strand. Durch die großen Hotels gefällt mir der Ort nicht ganz so gut. Vreni und ich machen hier Mittagspause und lassen uns erstmal eine Orangenlimo und einen Kaffee schmecken, bevor wir uns auf eine Bank setzen und nochmal ein wenig von unserem Proviant vertilgen.
Am Nachmittag macht sie sich dann auf in Richtung Sóller und ich gehe die Straße zum Leuchtturm hinauf, wo auch das Refugi ist. Ich checke ein und dusche erstmal. Heute werde ich in einem Schlafsaal mit 30 Betten schlafen, in dem auch zwei Kinder sind. Ich bin mal gespannt, wieviel Schlaf ich tatsächlich bekomme. Eigentlich will ich heute mal wieder meine Wäsche waschen, aber es fehlt der Stöpsel für das Waschbecken und daher lasse ich es einfach. Ich setze mich in den Garten, um meine Fotos zu bearbeiten und die heutigen Erlebnisse aufzuschreiben.
Um 8 Uhr gibt es Abendessen. Beim Einchecken gab es deswegen schon eine kleine Diskussion. Leider wurde nicht übermittelt, dass ich gerne ein veganes Abendessen wünsche, wie ich es online bei der Buchung angegeben habe. Der junge Mann fragt aber in der Küche nach, ob sie etwas veganes zubereiten können. Cannelloni mit Gemüse soll es geben. Dies revidiert er jedoch, als ich aus der Dusche komme, da dort Milch mit verarbeitet ist. Für die anderen gibt es Salat mit Kartoffeln und Hühnchen. Ich bitte daher um etwas mehr Kartoffeln und Margarine. Er bietet mir an, im Refugi Tossals Verds Bescheid zu geben, in dem ich morgen bin. Ich nehme sein Angebot dankend an. Als es dann tatsächlich Abendessen gibt, bin ich enttäuscht, dass die Kartoffeln auf dem Hähnchen gebacken sind. Ich bekomme schlussendlich eine Mischung aus Tomaten und Paprika, die mich zwar satt macht, aber für 9,50 EUR, was das Abendessen kostet, alles andere als fair ist. Hoffentlich ist es morgen besser!
Der Abend hingegen ist ganz wunderbar. Ich unterhalte mich mit Dave, Ruth, Susan und Andy (so heißen die Engländer) über Gott und die Welt. Bei ganz viel Rotwein natürlich. Dann müssen wir um 11 Uhr in’s Bett, denn ab dann ist Ruhezeit.
Na denn, gute Nacht und bis morgen!