Zumindest auf einem Teilstück, denn der Camino Francés ist mit 800 km Gesamtlänge zu lang für meinen Vollzeitjob.
Man sagt, um den Jakobsweg komplett zu beschreiten, braucht man circa 5 Wochen Zeit. Ich habe einen Augenblick überlegt, das Vorhaben in das nächste Jahr zu schieben und den ganzen Weg zu gehen. Aber die Vorstellung nur noch 1 Woche restlichen Urlaub in 2017 zu haben, fand ich dann nicht wirklich erquickend und so habe ich mich auf die drei Wochen Urlaub im September beschränkt.
Wie kam es überhaupt dazu?
Wie bin ich überhaupt auf diese „Schnapsidee“ gekommen? Das Ganze lief relativ unspektakulär ab. Ich habe mir überlegt, was ich in meinem Urlaub im September machen werde und dachte mit Entsetzen, dass dieser „Jahresurlaub“ wahrscheinlich wie alle anderen Urlaube viel zu schnell vorbeigehen wird und ich am Ende der zwei Wochen denken würde: „Wie? Das war es schon? Und jetzt bis Weihnachten wieder durcharbeiten?“. Da ich keine Reise geplant hatte, habe ich mich in einer Endlosschleife von Putzen, Arztterminen und ähnlichen Dingen gesehen, die man so macht, wenn endlich Zeit dafür da ist.
So habe ich mich also richtig schön in Miesepeter-Stimmung gedacht und irgendwann die Reißleine gezogen. STOPP!! Du musst hier raus. Irgendwas machen, was erleben. Wie oft denke ich mir, dass ich Schottland oder Irland gerne mal sehen würde oder irgendwann mal Australien besuchen. Irgendwann… Viel zu oft lebe ich von Wochenende zu Wochenende, von Urlaub zu Urlaub und verschiebe Abenteuer auf „irgendwann“.
Ich habe mal in meinen Kalender geschaut. „Irgendwann“ habe ich nicht gefunden. Mir scheint, es gibt „irgendwann“ gar nicht. Also los und zwar jetzt.
Da ich, wie du weißt, gerne wandere, war klar, dass ich einen Aktiv-Urlaub machen werde. Ich bin nicht der Typ, der tagelang am Strand liegt und ein Buch nach dem anderen verschlingt. Wenn ich länger als ein paar Stunden dort verbringe, wird mir schnell langweilig und ich will mich bewegen und was sehen. Auch der Gedanke an ein großes Hotel mit Massenabfertigung zu den Essenszeiten lässt mir einen Schauer den Rücken runter laufen.
Also Wandern. Mhh. Aber wo? Irland, Schottland? Wollte ich sowieso „irgendwann“ 😉 mal hin. Aber ich bin alleine unterwegs. Und ich war noch nie alleine unterwegs… Daher habe ich mir letztendlich eine belebtere Strecke vorgenommen. Da war der Camino natürlich sofort als erste Idee in meinem Kopf. Also habe ich ein paar Artikel zum Thema gelesen, die Google mir ausgespuckt hatte und dabei erfahren, dass es mehrere Jakobswege gibt. Nicht nur in Spanien, sondern in ganz Europa. Auch hier in Deutschland gibt es ein enges Netz von Jakobswegen.
Die wohl bekannteste Pilgerstrecke ist der Camino Francés, der an der französisch-spanischen Grenze in den Pyrenäen beginnt und bis zum Endpunkt Santiago de Compostela quer durch Nordspanien verläuft.
Quelle: www.jakobsweg.deKurz habe ich überlegt ob der Camino del Norte etwas für mich wäre. Dieser führt an der Küste entlang. Ich habe mich dann aber doch für die klassische Strecke entschieden, da mir diese etwas abwechslungsreicher erschien. Also wird es der Camino Francés. Ein Teil davon.
Welches Teilstück soll es denn sein?
Ursprünglich hatte ich zwei Wochen Urlaub eingetragen, verlängere diesen aber nun auf volle drei Wochen, denn eine Woche hatte ich noch zur Verfügung, die ich eigentlich Anfang August nehmen wollte. Mit drei Wochen Urlaub habe ich genug Puffer um auch mal einen schlechten Tag oder einen Sightseeing-Tag abzufangen.
Bei einer Strecke von 25 km pro Tag, was dem Durchschnitt der Pilger entspricht, könnte ich in 12 Tagen 300 Kilometer laufen. Das passt gut. Aber welche 300 Kilometer? Die ersten 300 oder die letzten 300 oder welche mittendrin? Man könnte ja den Gesamtweg halbieren und auf zwei Jahre verteilen. Der Gedanke loszulaufen, vielleicht Bekanntschaften zu schließen und dann sagen zu müssen: „So, lauft ihr mal weiter, ich muss wieder zurück zur Arbeit“ fand ich aber ziemlich bescheiden. Also laufe ich die letzten 300 Kilometer ab León.
Um die Compostela, die Pilgerurkunde, zu bekommen muss man die letzten 100 Kilometer zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer mit dem Rad oder Pferd zurückgelegt haben. Das passt also. Außerdem habe ich das Gefühl auf ein Ziel zuzugehen.
Wie komme ich nach León?
Um nach León zu kommen, hatte ich mir überlegt mit dem Zug zu fahren. Also schnell nach geguckt: rund 24 Stunden Fahrt. Mhh. Das ist lang. Sehr lang sogar. Ich kann schlecht lange sitzen, da sich mein Rücken dann schnell verspannt. Also doch lieber fliegen. Non-stop Flüge gibt es bis Madrid. Flüge bis León nur mit Zwischenstopp. Ich werde in den nächsten Tagen beobachten, wie sich die Preise entwickeln.
Die nächsten Wochen werden nun bestimmt von der Planung meiner Reise. Diese beinhaltet zum einen die Etappen, die ich täglich gehe, das Hostel oder Hotel für die erste Nacht in León, das Gepäck, das ich mitnehme (hier ist weniger viel mehr!) und was ich dort veganes zu Essen bekomme.
Gerne lasse ich dich daran teilhaben und werde hier weiter berichten.
Alles Liebe